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IGEL

Artgerechte Pflege und Überwinterung von Igeln

Praxis:
Wann ist ein Igel pflegebedürftig?

Verwaiste Igelsäuglinge

Verletzte Igel

Kranke Igel

Igel sind normalerweise dämmerungs- bzw. nachtaktiv, d.h. sie kommen erst heraus wenn es bereits dunkel wird. Kranke Igel erkennt man meist daran, daß sie tagsüber herumlaufen, -torkeln oder -liegen. Auf kranken Tieren - übrigens wie auch auf Igel-Säuglingen und offensichtlich verletzten Tieren - sitzen in der warmen Jahreszeit häufig Schmeißfliegen, die dort ihre Eier ablegen. Kranke Igel sind apathisch, rollen sich kaum ein und sind oft mager und unterernährt. Man sieht hinter dem Kopf eine Einbuchtung - die sogenannte Hungerfalte - und sie haben herausstehende Hüftknochen. Die Augen stehen nicht halbkugelig hervor, sondern sind eingefallen, schlitzförmig.

Ausnahmen bilden aufgestörte Igel. Wenn Laub- und Reisighaufen entfernt, Holzstapel abgebaut, in Gärten und Parks gearbeitet oder Baumaßnahmen begonnen werden, eventuell auch Hunde herumstöbern, können Igelnester zerstört werden. Dann sucht auch ein gesundes Tier tagsüber einen neuen Unterschlupf.

Hilfsbedürftig sind auch Igel, die nach Wintereinbruch, d.h. bei Frost und Schnee herumlaufen. Auch solche Igel findet man vornehmlich am Tag. Es kann sich um kranke und schwache Alttiere handeln, öfter aber sind es Jungtiere, die spät geboren, eventuell auch krank sind und sich wegen des geringen Nahrungsangebots im Herbst kein für den Winterschlaf ausreichendes Fettpolster anfressen konnten.

Eine Faustregel besagt außerdem, daß die Jungigel, die Anfang November weniger als 500 Gramm wiegen, in menschliche Obhut genommen werden sollen. Wie die Praxis zeigt, sind es aber nur wenige Tiere, auf die diese Regel angewendet werden muß. Wenn keines dieser Kriterien auf den eingelieferten Igel passen sollte, so sollte er sofort an den Fundort zurück gebracht und dort wieder ausgesetzt werden, sofern keine andere Gefährdung an dieser Stelle für ihn besteht (Straßenverkehr etc.).

Was sollte man mit einem pflegebedürftigen Igel tun ...?

Verletzte und kranke Igel müssen sofort in tierärztliche Behandlung !!!

Sehr schwache Igel bekommen, nachdem sie aufgewärmt sind, vom Tierarzt als Sofortmaßnahme ein- oder mehrmals Infusionen, um sie aufzubauen.

Den besser aussehenden Tieren stellt man abends Futter und Wasser hin und sieht am nächsten Morgen nach, wieviel davon gefressen wurde.
Unmittelbar nach der Aufnahme eine medikamentöse Behandlung anzugehen - meist wäre das eine Therapie gegen Innenparasiten - ist fahrlässig. Der Igel steht durch die ungewohnten Dinge, die mit ihm und um ihn herum passieren, unter Streß. Erst müssen sich Kreislauf und Stoffwechsel stabilisiert haben, der Igel muß nicht nur behandlungsbedürftig, er muß auch behandlungsfähig sein. Die erste Nacht nach der Aufnahme des Tieres sollte es deswegen erst einmal in Ruhe gelassen werden. Überlebt er diese Nacht nicht, hätte er sie ziemlich sicher auch trotz sofortiger Behandlung nicht überstanden.

Verlassene Igelbabys

Igelkrankheiten

Wirkt ein Igel schwach und mager, sind häufig Innenparasiten die Ursache. Dazu gehören häufig Lungenhaar- und Lungenwürmer, Darmsaugwürmer, Kokkzidien und Bandwürmer. Husten oder röchelnder Atem weisen mit ziemlicher Sicherheit auf einen massiven Befall mit Lungenwürmern hin. Weitere Krankheitsanzeichen sind:
Grüner, schleimiger Kot, Durchfall, Blutungen aus dem Mund oder After, Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen, Apathie, Hautschorf, eitrige Pusteln, Stachelausfall, Krämpfe, Zittern, blasse Schleimhäute, geschwollene Beinchen etc.
Zudem können auch bakterielle Infektionen bei Igeln auftreten.

Folglich:
Gehen Sie mit dem Igel vorsorglich zum Tierarzt und lassen sie auf alle Fälle den Kot des Tieres untersuchen.

Erstversorgung

Zuerst sollte das Tier von den sog. Ektoparasiten wie Flöhen, Zecken, Fliegeneiern und -Maden befreit werden, also diese vorsichtig mit der Pinzette absammeln. Letztere kommen vor allem in der warmen Jahreszeit vor, nicht nur auf verletzten, sondern auch auf allgemein schwachen Tieren. Igelflöhe lassen sich am besten mit einem speziellen Igelspray (Zoofachhandel) beseitigen. Zecken ebenfalls nur mit Hilfe einer Pinzette (ohne Zusatzmittel, wie Öl oder ähnliches!) entfernen .

Ist der Igel unterkühlt - also an der Bauchunterseite spürbar kälter als die eigene Hand - legt man ihn am besten auf eine gut handwarme, mit einem Handtuch umwickelte Wärmflasche in einen kleinen, aber hochwandigen Karton. Der Igel wird mit einem weiteren Handtuch zugedeckt. Hat der Igel wieder eine normale Körpertemperatur, bringt man ihn in eine vorbereitete Igelkiste mit Schlafhaus.

Igel müssen unbedingt einzeln gehalten werden !!!

Nur Jungtiere aus einem Wurf können zumindest eine gewisse Zeit über noch zusammen bleiben.


Der Winterschlaf endet je nach Witterungsumständen Ende März bis Ende April. Nicht alle Igel wachen zur gleichen Zeit auf. Der wieder munter werdende Igel sollte dann idealerweise in ein extra angelegtes Freigehege im Garten gesetzt werden. Dort haben die Igel Gelegenheit ihre Muskeln zu trainieren und auch schon diesen oder jenen Wurm oder Käfer zu fangen. Natürlich müssen die Igel auch im Gehege gefüttert werden, denn die dort vorhandenen Kleinlebewesen reichen nicht aus um auch nur einen Igel ausreichend zu ernähren. Die Igel werden dort so lange gefüttert, bis sie ihr ursprüngliches Körpergewicht vor Antritt des Winterschlafes (mind. 650-700g) wieder erreicht haben.
Die richtige Zeit zum Auswildern ist gekommen, wenn im Frühjahr Sträucher und Hecken ergrünt und die Nahrungstiere der Igel wieder ausreichend vorhanden sind. Im Flachland ist das etwa Mitte bis Ende April, in höheren Lagen erst Anfang bis Mitte Mai. Besonders wichtig ist eine ausreichend lange Aufenthaltszeit im Freigehege vor allem für die handaufgezogenen Jungigel, die noch nie oder nur sehr kurze Zeit „in Freiheit" selbständig auf Futtersuche gewesen waren. Für sie stellt das Gehege eine Art „Trainingscamp" dar, das ihnen die Wiedereingliederung in die Natur erst ermöglicht.

Wie anfangs bereits erwähnt, sollten die Igel soweit möglich an ihrem Fundort oder in dessen nächster Umgebung wieder ausgesetzt werden. Igel besitzen ein ausgezeichnetes Ortsgedächnis. Sie werden sich in der gewohnten Umgebung sicherlich schneller einleben können und Nahrungsquellen wiederfinden als in für sie unbekannten Gebieten.
Lediglich wenn dem Igel am Fundort unmittelbare Gefahr droht, etwa durch eine Baustelle oder eine stark befahrene Straße, sollte ein neuer igelgerechter Lebensraum gesucht werden.

Was kann jeder für unsere Igel tun ?

Igel begegnen in unserer heutigen „zivilisierten Welt" tagtäglich vielerlei Gefahren. Nach einer seriösen Hochrechnung werden jährlich 500 000 Igel bundesweit in Deutschland im Straßenverkehr getötet.
Diese Verluste stellen einen schwerwiegenden Eingriff ins natürliche Gleichgewicht dar, zumal meistens mobile und gesunde Tiere überfahren werden.
Die Straßenopfer sind jedoch nur ein Teil der alljährlich getöteten Tiere. Agrarwüsten und Monokulturen bieten keine Nahrung und keinen Unterschlupf, noch vorhandene natürliche Lebensräume sind oft nicht miteinander vernetzt. In der sogenannten freien Feldflur finden sich daher kaum mehr Igel. Die Rückzugsgebiete der Igel sind die menschlichen Siedlungen mit ihren Gärten, Parks und durchgrünten Randbereichen, in denen es noch Mischkulturen und damit Lebensraum für Igel gibt. Doch auch dort bedrohen ihn vielfältige Gefahren: Elektrosensen, Rasenmäher, Laubsauger, Mistgabeln, steilwandige Gruben, Schächte, nicht abgedeckte Schwimmbäder, Schlagfallen, Giftköder, Beeren- und Teichnetze, Garten- und Brauchtumsfeuer, Pestizide und Kunstdünger vernichten natürliche Nahrungsgrundlagen, Aufräumwut in Gärten zerstört Nistmöglichkeiten.

Jeder Mitbürger sollte sich darüber bewußt sein, daß er selbst auch etwas zum aktiven Igelschutz beitragen kann.

Denn wieso finden die Igel keinen passenden Unterschlupf mehr?

Weil der Garten aufgeräumt und sauber ist wie zu Hause das Wohnzimmer.
Schaffen Sie naturnahe Gärten mit vielen Unterschlupfmöglichkeiten wie Hecken und Sträucher. Putzen Sie Ihren Garten nicht aus, sondern belassen Sie das dichte Unterholz und Laubhaufen. Legen Sie keinen „Golfrasen" an, sondern eine artenreiche Blumenwiese.

Warum finden die Igel immer weniger zu fressen?

Weil im Garten grundsätzlich sämtliche „Schädlinge" wie Raupen, Insekten und Schnecken, die eventuell an den Salat oder anderes Gemüse gehen könnten, mit allen zur Verfügung stehenden (chemischen) Mitteln bekämpft werden. Also keine Schädlingsbekämpfungsmittel oder sonstige Pestizide u. Herbizide einsetzen. Stattdessen zusätzlich Futterpflanzen für unsere einheimischen Insekten anpflanzen. Um beispielsweise einer Wildblumenwiese eine Chance zu geben, muß der Boden entsprechend nährstoffarm sein, auf vorgedüngter Gartenerde wird das nicht gelingen ...

Warum liegt schon wieder ein toter Igel im Straßengraben?

Weil Autofahrer/Innen vor allem nachts viel zu schnell fahren, ohne Rücksicht auf Verluste. Also: vor allem bei Nacht langsam und vorausschauend fahren, die Igel werden es ihnen danken.

Quellennachweis:



Auszug aus einem Seminarprotokoll des Landestierschutzverbandes BW e.V. Referat von Frau M. NEUMEIER / pro Igel e.V.

Broschüre „Igelschutz" vom Deutschen Tierschutzbund e.V.

Broschüre „Der Igel" vom Verein der Igelfreunde Stuttgart u.U. e.V.

die noch keine 100 g wiegen, gehören in fachkundige Hände, denn die Aufzucht von Igelbabies ist sehr schwierig.
Die Kleinen müssen durchgehend (Tag und Nacht) versorgt werden und sollten am besten in einer Igelstation oder einem Tierschutzverein, der sich mit Jungigeln auskennt abgegeben werden. Die kleinen Igel müssen - wie unterkühlte Igel (siehe unten) - ständig warmgehalten werden. Zudem brauchen sie im Abstand von zwei bis vier Stunden kohlenhydrat- und vor allem laktosearme Ersatzmilch. (Igelmuttermilch ist besonders eiweiss- und fettreich).

Den Igelsäuglingen keinesfalls Kuhmilch oder Säuglingsersatzmilch füttern!!!

Bis das entsprechende Milchpräparat über den Tierarzt besorgt werden kann, ist es möglich kurzzeitig lauwarmen, ungesüssten Fencheltee zu verabreichen.
Oft deuten schon Fundort und Fundumstände, etwa eine Straße oder Bauarbeiten, auf Verletzungen der Tiere hin. Tiere, die vermutlich tagelang in Gruben oder Lichtschächten gefangen waren, sich in Beerennetzen verheddert haben oder an einer Brandstelle gefunden wurden, brauchen ebenfalls Hilfe.
Das sind Igelbabies, die sich tagsüber außerhalb des Nestes aufhalten, noch geschlossene Augen und Ohren haben und sich eventuell sogar kühl anfühlen.

 

 
   
 
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